MB portrait
 

Der Ausstieg aus dem zweidimensionalen Bild, der sich Ende der 50er-Jahre erstmals in breiter Bewegung vollzog, zielte in zwei Richtungen: auf den Raum und auf den Farbkörper. Wenn man Farbe solange geschichtet hat, dass neben ihrer Tonigkeit immer mehr ihre Materialität zu Bewusstsein kommt, dann ist der Weg zum Farbkörper nicht mehr weit.
Ben Muthofer geht es um die Erkundung der räumlichen Möglichkeiten seiner geometrischen Konstruktionen. Man kann noch heute angesichts seiner Plastiken den Ursprung aus der konstruktiven Zeichnung erahnen, wie die auf der Fläche räumlich gestalteten Gebilde danach verlangten, dreidimensional zu sein. Zu Beginn dieses Emanzipationsprozesses in den Raum hinein standen systematische Untersuchungen über Faltungen. Aus ihnen, wie auch aus Drehung und Schnitt, entstehen die räumlichen Objekte. Ihre ursprüngliche Flächenhaftigkeit bleibt in den Bauteilen der Plastiken erhalten.
Muthofer hat nicht auf den Körper, sondern auf den Raum gezielt, der hier von sich schneidenden, durchdringenden Scheiben gestaltet wird. So gewinnen die Faltskulpuren das spezifische Spannungsverhältnis zwischen flächiger und räumlicher Wirkung, gewinnen daraus trotz ihren Ausmassen und – obwohl aus schwerem Material – ihre Leichtigkeit, eben diese Ambivalenz von besonderem optischem Reiz, wie sie derart kompromisslos nur selten erreicht wird.
Peter Wiench

 

BiografiE

1937 In Oppeln geboren
1952–55 Handwerkslehre Erfurt
1955–58 Werkkunstschule Bielefeld
1958–64 Akademie der Bildenden Künste, Meisterschüler von E. Geitlinger, München
1966 Erste Faltplastiken aus Stahl
1969–74 Lehrauftrag an der Washington University, St. Louis (Skulptur)
1982 Initiator und Gründer mit H. Gruchot von Vertikal-Diagonal-Horizontal
1988 Professor an der Kunstakademie Reykjavik, Island
1995–97 Fertigstellung der ‹Collection Concrets› – Lichtkörper
1997–99 Bau und Ausbau von Ausstellungshalle, Werkstatt, Studio Ingolstadt
2000 Bayrischer Staatspreis: Rhythmus in der konkreten Kunst, München
2005 Patent für ‹Kaleidoskopen-Televisionen›
  Lebt und arbeitet in Ingolstadt und im Piemont, I
2020 Gestorben am 11. Januar

 

EINZEL- UND GRUPPENAUSSTELLUNGEN

Bayerische Gemäldesammlung, München, D
Museum of fine art, St. Louis, USA
Museo d’arte moderna, Florenz, I
Lenbachhaus, München, D
Städtisches Museum Gelsenkirche, D
Kunsthalle Mannheim, D
Museum modern art, Sammlung J. Blum, Hünfeld, D
Museum Sztuki, Lodz, PL
Museum für konkrete Kunst Ingolstadt, D
Museum Sammlung Ritter, Waldenbuch, D
Graphische Sammlung Albertina, Wien, A
Grossskulptur von dem Ministerium für Arbeit
Grossskulptur im Olympiadorf, München, D
Grossskulptur vor dem Museum für konkrete Kunst, Ingolstadt, D

 

Zahlreiche Arbeiten in privaten Sammlungen in Europa und USA